Undtot - Kapitel 8: Vom Regen in die Traufe

Das Brennen in seinem Hals war das erste was er fühlen konnte. Irgendwas steckte ganz tief in ihm drin, doch er war zu kraftlos um seine Arme zu heben. Seinen Blick vorsichtig schweifen lassend realisierte er, dass er sich im Krankenhaus befand. Rechts neben ihm stand ein pumpendes Gerät und von links, aber außerhalb seines Blickes vernahm er ein Echo seines Herzschlages.
 
In seinem Kopf kreiste alles und nur langsam kamen Fetzen zum Vorschein, die er ordnen konnte. Da war ein Autounfall, Schreie, Feuer und ganz viel Lärm.
Seine letzte Erinnerung war auch seine schlimmste. Da war dieses Kind, es blutete überall. Er hielt es in den Armen und ging auf die Feuerwehrmänner zu. Nein, nicht in den Armen, nur mit dem Rechten, denn die linke Hand war nicht mehr da. Und überall war Blut, mehr als sie beide hätten verlieren können. Es musste von den anderen Kindern stammen. Ja, denn er war Busfahrer. Sie waren auf der Schnellstraße gefahren als der LKW ihnen von rechts in die Seite gefahren war.
Die Tränen liefen ihm die Wagen hinunter und er fragte sich, wie viele von ihnen überlebt hatten. Seinen Kopf konnte er nicht heben, aber er wusste auch ohne hinzusehen das es schlimm um ihn stehen musste. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen – Koma. Er musste im Koma gelegen haben, die Frage war nur wie lange.
Er lag einfach nur da, schlief immer wieder ein um bei aufwachen zu versuchen die Glieder zu bewegen, doch es half alles nichts, er war gelähmt.
Als sie kam fiel alle Last von ihm ab. Endlich kam eine Schwester und würde ihn von diesem Ding befreien. Durchatmen war es, worauf er sich am meisten freute. Selbst Atmen.

Langsam schlurften ihre Schritte auf dem Linoleumbelag des Bodens. Da er seinen Kopf immer noch nicht heben konnte, musste er warten bis sie sich über ihn beugte um ihr in die Augen zu sehen. Blutunterlaufen schaute sie ihn an, Speichel und Blut tropften ihr von den Lippen auf die weißen Laken unter denen er lag. Auf ihrem Schild am Kittel stand 'Elisabeth Jones'.
Weder konnte er um Hilfe schreien, noch weglaufen. Das er zum ersten Mal seinen Kopf bewegen konnte nahm er gar nicht mehr wahr. Schmerzen hatte er keine, als sie ihn biss. Das sie seinen Hals förmlich zerriss spürte er nur an einem entfernten Ziehen und an den Stücken, die sie fallen ließ. Einzig die Überwachungskamera in der oberen linken Ecke hatten seine Gedanken gebannt, denn sie hatte sich bewegt. Jemand saß hinter einem Monitor und schaute zu, wie er gefressen wurde. Gefressen bei lebendigem Leib. Er blinzelte, immer und immer wieder. Hilfe kam nicht. Flüche dachte er sich für denjenigen aus, der ihn hier hatte verrecken lassen, dann wurde er bewusstlos.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen