Langsam schob er
sich um die Ecke und linste in das Büro. Bis auf diesen riesigen
Hünen direkt am Gitter konnte er niemanden ausmachen, abgesehen von
Vivian natürlich. Es beruhigte ihn ein wenig dass es nur einer war,
aber damit war das Problem noch nicht aus der Welt.
„Ich werde ihn
ablenken. Achte nur darauf, dass du mich dieses mal nicht auch wieder
erwischst.“, sie grinste ihn an und sein Blick viel sofort auf die
Beule an ihrer Stirn.
„Hey, Jerry.“,
sie näherte sich den Gitterstäben, sodass Jerry fast an sie ran
kam. Wütender und wütender versuchte er nun sie durch die
Gitterstäbe hindurch zu beißen.
Robert schnappte
sich die einzige sinnvolle Waffe - den Pokal für den ersten Platz
beim diesjährigen Hot-Dog-Wettessen, verliehen an einen Sheriff
Bowler. Mehrere Male hämmerte er mit dem schweren Steinfuß auf den
Schädel des Untoten. Erst nach dem vierten Schlag torkelte dieser
ein Stück nach hinten und viel dann mit dem Kopf voran gegen die
Gitterstäbe. Mit seinen schweren Sicherheitsschuhen sprang Robert
immer und immer wieder auf den Kopf, er wollte sicher sein, dass er
nicht mehr aufstand.
„Ok, zumindest das
hätten wir geschafft.“ Robert schwitzte aus allen Poren, aber
nicht nur vor Anstrengung. Zum ersten Mal seit dem Unfall hatte er
nun Zeit zu verschnaufen und die angestaute Panik kam nun schlagartig
auf ihn herunter.
Müde brach er auf
dem Bürostuhl zusammen.
„Ähm, ich will ja
nicht stören,“ fing Vivian schon fast hysterisch an zu quieken,
„aber ich würde jetzt echt gern hier raus.“ Wütend fing sie an
an den Gitterstäben zu rütteln.
„Sicher.“ Einen
Schlüssel sah er nicht, dafür aber die Leiche des Sheriffs.
Zumindest Teile der Leiche. Der Kopf war ein Haufen klumpiger roter
Masse und der Rumpf steckte unter Jerry fest. Genau das hatte ihm
noch gefehlt.
Er stupste Jerry
zuerst mit dem Schuh an, um sicher zu sein, dass sich dieser nicht
doch noch irgendwie bewegen würde, dann zog er Jerry vom Sheriff
runter und drehte diesen auf den Rücken. In der Hosentasche fand er
das Schlüsselbund. 'Brot und Wasser' als Aufschrift am
Schlüsselschild war ein wenig makaber, aber das machte das
Durchtesten überflüssig.
Vivian stellte
erstaunt fest das Robert, wie er so vor ihr stand, mit seinen
schwarzen Arbeitshosen, seinem weißen Poloshirt, seinen leicht
ergrauten Haaren, die er zu einem Iro gekämmt hatte und seinem
markantem Gesicht, inklusive Bart – irgendwie schon ihr Typ war.
Aber auch das half ihr über den Ekel den sie fühlte, weil er gerade
ihren Cousin hatte töten müssen, nicht hinweg.
In Freiheit war das
erste was sie tat, ihm einen Schlag auf die Schulter zu verpassen.
„Das ist für die
Beule!“, sie rieb sich die Stirn. „Und für meinen Cousin.“ Und
es folgte ein zweiter Hieb.
„DAS war dein
Cousin?“ Er bekam kaum ein Wort raus. „Es.. Es tut mir leid.“
Er schaute sich schnell im Inneren um, konnte
aber nicht eine einzige Waffe entdecken.
„Nein, dass muss
es nicht. Ich konnte ihn sowieso nie leiden.“ Sie trat Jerrys
Leiche in die Seite und sprang panisch auf, als sein Arm zur Seite
fiel.
„Ich will hier
raus. Hast du ein Auto?“
Sie traten ins
Tageslicht. Ein weiterer Untoter war momentan nicht zu sehen, aber
lange Aufhalten wollten sie sich hier nicht.
„Nein, mein Wagen
liegt ungefähr fünf Meilen von hier im Graben. Und du?“
„Ich hab nicht einmal einen Führerschein.“, sie verzog zerknirscht das Gesicht und Robert merkte, dass es ihr sichtlich peinlich war.
„Ich hab nicht einmal einen Führerschein.“, sie verzog zerknirscht das Gesicht und Robert merkte, dass es ihr sichtlich peinlich war.
„Ok, also kein
Wagen. Aber zumindest brauchen wir etwas um uns zu verteidigen.“
Sein Blick schwenkte einmal rund herum und blieb an einem kleinen
Bau- und Haushaltswarenladen hängen. Zur zeit
tummelten sich keine Untoten zwischen dem Büro des Sheriffs und dem
Laden, also sprinteten sie schnell herüber.
Vivian wog die
Messer in ihrer Hand, aber das Trennbeil hatte es ihr angetan und
daher packte sie es zu den anderen Sachen in ihrem Einkaufskorb.
Hinzu kamen noch ein paar Rollen Klebeband und ein Erste-Hilfe-Set.
Sie trottete wieder zurück Richtung Eingang, wo Robert schon dabei
war seinen Rucksack zu bepacken, ihren hatte er auf den Tresen
gestellt.
„Was hast du denn
alles gefunden?“, sie schaute ihn ungläubig an.
„Weniger als das
Nötigste. Eine klappbare Säge, ein Beil und zwei Seile. Dazu noch
ein paar Feuerzeuge, mehrere Gaskartuschen für einen Campingkocher
den ich noch finden muss, Kabelbinder, ein wenig Spiritus und eine
große Abdeckplane.“
Vivian stand ein
großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.
„Ich bin halt gern
vorbereitet.“
„Man kann es auch
übertreiben.“ Sie zuckte mit den Schultern und ging noch einmal
zurück in den letzten Gang.
Mit einem
Baseballschläger kam sie wieder. Komplett schwarz mit einem kleinen
Logo. Sie machte sich daran mit einem Marker etwas darauf zu
schreiben.
„Hier, das ist
besser als Steine werfen.“
Als sie Robert den
Griff hinhielt und er lesen konnte, was sie knapp oberhalb des
Griffes geschrieben hatte, musste er grinsen – „Don´t miss!“
Er schwang den
Schläger ein paar Mal hin und her. Eine Menge Sportarten hatte er
schon ausprobiert, Baseball gehörte allerdings nicht dazu.
Auf dem Weg nach
draußen griffen Robert und Vivian noch schnell in den
Getränkeautomaten, Robert ließ symbolisch
eine Handvoll Münzen die er immer in der Hosentaschen trug auf den
Tresen fallen und beide traten dann raus in die Straßen von
Exeter.
„Hat der Sheriff
ein Auto?“
„Ja, einen alten
Dodge, aber der ist nicht zu empfehlen. Er beklagt sich ständig
darüber, dass er liegen bleibt. Vielleicht finden wir ja was dort
drüben?“, sie zeigte mit dem Trennbeil in Richtung des
Krankenhauses.
Ein Schaudern
durchlief Robert bei der Vorstellung welch schaurige Gestalten dort
lauern mochten. Gerade wollte er sich eine Ausrede einfallen lassen,
warum sie gerade dort nicht suchen sollten, als sie beide
innehielten. Glockengeläut hallte durch die Luft, aber es kam nicht
von der Kirche. Ohne sich abzusprechen liefen beide los, zum Eingang
des Krankenhauses.
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