„Hey, Kleiner.
Alles wird gut. Hier drin kann uns keiner etwas tun“, der
übergewichtige schwarze Wachmann, komplett in
eine relativ schlecht sitzende blaue Uniform gekleidet, der
auf einem Drehstuhl am Schreibtisch saß sprach mit solcher
Zuversicht, dass man ihm fast Glauben schenken konnte. Ben jedenfalls
tat dies. Er war erst sieben Jahre alt und deswegen noch sehr leicht
zu beeinflussen. Und sein Gegenüber nutzte das aus um ihrer beider
Überlebenswillen zu stärken.
„Mike, du brauchst
mich nicht aufzumuntern. Ich habe schon mal solche Filme gesehen.“,
er nestelte an seiner aufgerissenen Hose herum. „Und wenn sie doch
rein kommen? Es sind doch so viele!“, er nahm seine Brille ab und
drückte an dem Verband rum, der über seinem linken Auge war. Mike
bewegte sich trotz seiner Fülle erstaunlich schnell und packte Ben´s
Hand.
„Wie oft soll ich es dir noch sagen? Nimm die Hände weg von deinem Auge. Das kann sonst nicht heilen!“, er ließ ihn wieder los und war selbst erstaunt über seine Härte. Vielleicht lag es an ihrer fast schon ausweglosen Situation.
„Wie oft soll ich es dir noch sagen? Nimm die Hände weg von deinem Auge. Das kann sonst nicht heilen!“, er ließ ihn wieder los und war selbst erstaunt über seine Härte. Vielleicht lag es an ihrer fast schon ausweglosen Situation.
Sie waren in dem
kleinen Büro des Chefarztes gefangen, direkt nachdem die erste Welle
über das Krankenhaus eingebrochen war. Es war früh am Morgen
gewesen, als Mike gerade seine letzte Runde drehte. Über den Funk
hörte er die aufgeregten Stimmen seines Teams und gab Anweisungen.
Doch es half nichts. Es waren einfach zu viele. Niemand wusste wo
sich eine so große Gruppe hatte infizieren und versammeln können,
aber es waren ausnahmslos junge Männer zwischen 14 und 25. Blass, in
nerdige T-Shirts gekleidet und pickelig, aber mit einem
ungeheuren Zerstörungsdrang fielen sie über die einzelnen Stationen
her. Sie machten weder vor den Schwestern, noch vor der Kinderstation
halt. Mike konnte nicht sehen was in den Etagen unter ihm vorging,
aber er hörte über Funk wie seine Kollegen würgend kommentierten,
was gerade mit den Säuglingen geschah.
Er, als
dienstältester Wachmann wusste sofort, dass es unmöglich war zu
seinen Kollegen nach unten zu eilen. Seine fast 12-jährige Erfahrung
und die Ausbildung bei der Polizei ließen ihn direkt auf die
obersten Etagen konzentrieren. Wenn er eine Chance hatte, dann nur
ganz oben, wo sie am längsten brauchen würden hin zu kommen. Er
hatte Glück, dass die Chefetage gerade umgebaut wurde, so war hier
niemand der sich ihm in den Weg stellte, als er die Tür zum
Chefarztbüro aufschloss. Nur eine einzige Sekunde zögerte er, als
hinter ihm die Treppenhaustür aufgestoßen wurde. Die Zeit reichte
aus um zu realisieren, dass der kleine Junge der dort auf ihn
zugelaufen kam nicht schnell genug war für die Monster die hinter
ihm her eilten. Mike war schon immer gut im Schießen gewesen, aber
sein Dienstrevolver hatte nur sechs Schuss und es waren weitaus mehr
auf dem Weg zu ihm. Er schoss zwei von ihnen ins Gesicht, sodass sie
sofort umfielen und einen traf er in die Brust, was diesen aber nicht
weiter störte. Zwei Kugeln verfehlten vollständig das Ziel. Die
letzte Kugel war schon fast im Flug, als sich der Junge an ihm vorbei
drängte und Mike blitzschnell die Tür schloss. Und dort saßen sie
nun, im Büro der verlassenen 6. Etage des Kreiskrankenhauses mit
einer aufgebrachten Meute vor der Tür, die sich nicht abreagieren
wollte. Ständig klopften sie an die Tür, mit Füßen, Armen und
ihren Köpfen. Nur eine einzige Kugel war noch im Revolver. Ben
wimmerte leise ein „Mami, wo bist du?“ vor sich hin.
Seit mehr als drei
Stunden war nun der Funkverkehr vollständig zum erliegen gekommen,
seine Kollegen antworteten auf keine seiner Meldungen. Mike hatte
sich daran gemacht eine Verbindung zum Überwachungsraum am Computer
her zustellen. Die Bilder der Überwachungskameras liefen nun über
den Monitor und er bekam einen Überblick über die Situation.
Das Erdgeschoss mit
Information und Notaufnahme war in völliges Chaos versunken. Überall
torkelten, krochen und schlurften die 'Gewandelten', wie er sie
nannte. Und es mussten noch mehr geworden sein als zu Anfang. Der
Überwachungsraum war verlassen, wenn er das richtig sah. Die Stühle
vor den Monitoren waren verwaist und der Schrank zu den Waffen und
Schlagstöcken war offen. Ein Gewandelter hatte sich selbst in dem
Raum eingesperrt, als die Tür hinter ihm zugefallen war und lief nun
ständig hin und her.
Er schaltete weiter
die Kameras durch, bis er bei der Intensivstation angekommen war.
Dort hatten sich einige wenige Pfleger im Dienstzimmer verschanzt und
einen Schreibtisch vor die Tür zur Intensivstation gestellt. Die
Gewandelten waren noch nicht zu ihnen vorgedrungen, denn die Tür
dorthin war aus Milchglas und es war daher nicht einsehbar, dass sich
dahinter jemand verbarg. Mike schnappte sich das Telefon und rief die
Nummer vom Dienstzimmer der Intensivstation. Nach fünf mal klingeln
wurde abgenommen und ein vorsichtiges „Hallo?“ drang durch die
Ohrmuschel.
„Hallo, hier ist
Mike, schön, dass sich noch jemand Lebendiges hier befindet.“
„Oh, mein Gott. Mike. Ich hätte nicht gedacht, wie gut es tun würde mal deine Stimme zu hören.“, Mike erkannte den Mann am anderen Ende sofort, es war Ronnie, der neue Freund seiner Ex-Frau. Von allen Menschen die so eine Katastrophe überlebten, warum musste es ausgerechnet Ronnie sein.
„Oh, mein Gott. Mike. Ich hätte nicht gedacht, wie gut es tun würde mal deine Stimme zu hören.“, Mike erkannte den Mann am anderen Ende sofort, es war Ronnie, der neue Freund seiner Ex-Frau. Von allen Menschen die so eine Katastrophe überlebten, warum musste es ausgerechnet Ronnie sein.
„Ronnie, ist bei
euch alles gut? Ich sehe auf den Kameras noch keine Gewandelten bei
euch.“
„Gewandelte?“,
stammelte Ronnie, „Eine merkwürdige Beschreibung für diese
Freaks. Wo kommen die her?“
„Ich habe keine
Ahnung.“, Mike studierte die Kameras und versuchte sich ein Bild
der Situation zu machen. „Wenn ich das richtig sehe seid ihr zu
fünft, oder?“
„Ja, außer Liz
sind noch drei Kollegen von der Nachtschicht da.“
Mike dachte an Liz,
seine Ex. Sie hatten sich schon vor mehr als fünf Jahren getrennt,
aber seither hatte er keine neue Frau gefunden welche diese Lücke
ersetzen konnte.
„Geht es ihr gut?“
„Nun ja, als es
hier los ging war sie gerade draußen auf dem Flur und hat sich einen
Kaffee geholt. So ein Mistvieh hat sie am Arm erwischt, aber es geht
ihr den Umständen entsprechend gut. Wir haben die Wunde gereinigt,
aber sie hat Fieber und wir haben sie erst einmal auf eine der Liegen
gelegt, damit sie schlafen kann. Johanna aus der Nachtschicht kümmert
sich um sie.
„Ronnie, du weißt
wir sind nicht die besten Freunde und werden es auch niemals werden,
aber passt da unten auf.“
„Wo bist du
denn?“, ein vorwurfsvoller Unterton lag in seiner Stimme.
„Ich bin ganz
oben, war gerade auf Kontrollgang, als es losging. Ich hab einen
kleinen Jungen dabei.“, er seufzte kurz. „Es sind ca. acht
Gewandelte direkt vor unserer Tür, deswegen kann ich nicht zu euch
kommen. Aber ich kann über die Überwachungskameras sehen was vor
sich geht und euch auf dem laufenden halten. Sobald sich etwas tut,
melde ich mich. Ich muss erst einmal nachdenken. Ende.“, sagte er
und legte auf.
Liz war verletzt,
dass änderte alles. Irgendwie musste er runter und ihnen helfen.
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